„Ich heiße Simon, besuche die Maturaklasse und habe im laufenden Schuljahr die Möglichkeit erhalten, ein 2-wöchiges Praktikum in der Walderlebnisgruppe Brixen vom Verein Faunus absolvieren zu können.
Ich wurde in die Rotkehlchengruppe eingeteilt, um zusammen mit den Pädagoginnen Verena und Tatiana die Kinder in ihren täglichen Abenteuern zu begleiten.
Neben den Rotkehlchen gibt es noch die gleichaltrigen Grünspechte und die noch kleineren Wurzelzwerge.
Jede Woche befinden sich die Kinder an einem anderen Ort, einer anderen sog. Station in der Natur: entweder in den Wäldern oder auf der Wiese, wo sich der Hauptsitz befindet.
Vormittags halten sich die Gruppen bis 12.00 Uhr am wöchentlich ausgemachten Ort auf, wo sie dann abschließend verabschiedet und abgeholt werden. Dienstags und donnerstags hingegen treffen sich alle Gruppen gemeinsam zur Mittagszeit auf der Wiese, wo zusammen Mittag gegessen wird. Dort bleiben sie dann miteinander bis 14 Uhr.
Die erste Woche verbrachte ich mit den Kindern auf der großen Wiese, wo sich die Jurte befindet (Zelt) und viele kleine Hügel, wo die Kleinen all ihrer Kreativität und Phantasie freien Lauf geben können. Auf der Wiese, sowie in allen Stationen, befindet sich ein Sitzkreis mir Holzhocker, wo jeden Morgen die Begrüßung stattfindet, sowie die verschiedenen Gruppenspiele oder wo man auch die Lieder gemeinsam singt.
Ich schnupperte währen der St. Martinszeit hinein, wo sich die Blätter langsam färben und sich die ersten kalten Nächte spüren lassen.
Gemeinsam haben die Betreuerinnen und ich mit den Kindern gebastelt und gespielt. Mit ihnen habe ich eine „Warenseilbahn“ gebaut, sowie eine kleine Burg, die sich auf einem der Hügel befand.
In der zweiten Woche waren wir im Wald, an einer weiteren Station, wo die Natur der Spielplatz war und die Natur die Spielsachen waren. Es waren viele spannende Momente, die uns allen wieder viel Freude gemacht haben. Wir haben eine Kugelbahn gebaut, eine kleine Schatzsuche gemacht. Wir haben uns die längste Zeit bei einem kleinen Flüsschen unterhalten. Die Kinder waren nie müde zu rennen, zu toben und zu spielen.
Was mich sofort positiv überrascht hat, waren die einfachen Bedingungen mit denen man in dieser Waldkindergarten-ähnlichen Gruppe dem Alltag begegnet.
In einer Welt, die meiner Meinung nach immer mehr auf Bequemlichkeit und dem Materiellen beruht, habe ich so toll gefunden, wie der Verein Faunus ein wenig abweicht von dieser Mentalität. Es werden die Phantasie und Kreativität der Kinder entfaltet, unterstützt, indem man lernt, mit wenig zufrieden sein. Außerdem lernt man mit Gegenständen, die im ersten Moment eher unscheinbar oder uninteressant sind z.B. mit etwas Erde, einer Holzkiste, einem Seil, einem Apfel, einem Fichtenzapfen, etwas Schönes und Einzigartiges zu bauen, alles zu verwandeln in eine Burg oder eine Seilbahn, eine Kugelbahn, eine Leiter oder eine Rutschbahn. Zusätzlich lernt man viel Praktisches, was im späteren Leben sehr hilfreich sein kann, wie Seile richtig anknoten, Feuer machen, kleine Arbeiten mit Holz, das Umgehen mit kleinen Verletzungen und die Kenntnis darüber, was uns diese wunderbare Natur tagtäglich alles bietet.
Einige solcher fürs Leben hilfreiche und praktische Arbeiten, welche hier den Kindern weitergegeben werden, wurden mir im Laufe meiner Schulkarriere bis heute nicht beigebracht.
Was ich aber besonders unterstreichen muss, ist das Enorme an Vertrauen, welches man im Walderlebnisgarten dazugewinnt. Man probiert immer Neues aus, man entfaltet die eigenen Stärken und wenn man mal hinfällt, steht man wieder auf und macht weiter. Das ist etwas, was mich am meisten beeindruckt hat.
Die Walderlebnisgruppe würde ich persönlich allen Eltern empfehlen, da sich hier die Kinder entfalten können und so sein können, wie sie wirklich sind.
Vor allem ist der nahe Kontakt zur Natur eine besondere Erfahrung für die Kinder und sie sind immer draußen, lernen die Natur also in all ihren Facetten kennen.
Dies ist meiner Meinung nach ein Beispiel wie Kindergarten- oder Schulsysteme gestaltet werden sollten , ein tolles Beispiel für die „Schule der Zukunft“. Ich werden meine Kinder ganz sicher in einem Waldkindergarten schicken.“